Compliance: Software-Lizenzen

Beim Einsatz von Software gibt es für Startups einiges zu beachten – je nach verwendeter Art von Software. Dazu gibt es hier einen kurzen Überblick mit Handlungsempfehlungen

Klassische Software-Lizenzen

Ganz früherTM war Software frei und es gab sie zum gekauften Computer dazu. Dann kamen die 80er Jahre und Microsoft und andere verkauften Nutzungsrechte an Programmen, die auf vielerlei Rechnern liefen. Da diese Programme an Kunden auf Datenträgern ausgeliefert wurden, gab es von Anfang das Problem (der Hersteller) mit den Kopien und daher ein sich immer komplexer ausweitendes System der Lizenzkontrolle.

Die Lobbyarbeit der Hersteller griff auch in das deutsche Recht ein und wenn eine Geschäftsführung die Lizenzierung von Software im eigenen Betrieb nicht richtig im Griff hatte und Haftungsfragen der Kunden wegen Unterlizenzierung diskutiert wurden, kam sehr schnell auch hier der Durchgriffshaftungstatbestand ins Spiel. Korrekte Software-Lizenzierung wurde zur gleichen Kardinalspflicht erhoben wie die korrekte Bezahlung von Sozialversicherungsleistungen für Angestellte…

Dies gilt bis heute und wer noch klassische Lizenzverträge im Haus hat, sollte sich ein entsprechendes Lizenz-Monitoring leisten, um ein einigermaßen genaues Inventory der Nutzungsverträge im Überblick zu haben.

Subskriptionen und cloud-basierte Software

Microsoft und Co schauten sich in den 2000er Jahren das OpenSource-Geschäftsmodell ab, das nicht über die Einräumung von Nutzungsrechten funktioniert, sondern über die Bereitstellung von Updates und Upgrades gegen Entgelt, die sogenannten Software-Subskriptionen – vulgo: Download-Abos. Wer also heute Word oder Excel, aber auch Lexware oder SAP benutzt, hat einen Abovertrag abgeschlossen, der bei der Überlassung von Nutzungsrechten nur fast ein Mietvertrag ist, da die Hersteller durch entsprechende Knebelverträge die Nutzenden auch nach Download aus der Ferne von der Nutzung ausschliessen können.

Bei cloud-kontrollierter Software und cloud-basierter Software, die nur im Browser abläuft, sollte man also die eigene Souveränität im Blick haben:

  • Komme ich noch an meine Daten, wenn ich keine Lizenz mehr habe?
  • Habe ich echtes Backup – also eine Offline-Kopie, falls die als hochverfügbare angepriesene Cloudlösung ausfällt?
  • Habe ich den Datenschutz im Griff, wenn ich Daten in der Cloud speichere?
  • Kann ich meine Daten noch verarbeiten, wenn ich keinen Zugriff mehr auf die zugehörigen Programme habe?

Digitale Souveränität und Autonomie sollten also bei der Nutzung von Online-Systemen ganz im Vordergrund stehen!

OpenSource-Software

OpenSource-Software wird allgemein als Heilmittel für Souveränität und Autonomie angesehen. Dies stimmt auch, weil diese Programme lizenz-bedingt vor allem nicht abgekündigt werden können und durch Entzug der Nutzungsrechte verschwinden können. Wer also Office-Dokumente mit M365 verarbeiten muss, kann auf LibreOffice zurück greifen. Dies gilt für fast alle Anwendungsfälle, in denen Software zum Einsatz kommt: Es gibt eine OpenSource-Alternative, die gut genug ist und in der Regel günstiger.

Aber auch hier ist unternehmerische Vorsicht angezeigt: Bei OpenSource-Software ist man auch selber verantwortlich dafür, dass die Programme laufen – man nutzt also besser nur Programme, für die man garantiert keinen Support kauft – oder für die man schon weiß, wo es Support zu kaufen gibt.

Und man achte auf Daten-Autonomie: Auch wenn viele Google-Programme wie der Chrome-Browser oder Android OpenSource-basiert sind, werden Sie dennoch ausgenutzt, um Dich auszuforschen und möglichst viel Daten auf die Server des Plattform-Anbieters fliessen zu lassen. Für Google sind Deine Daten mehr wert als alles Geld, was Du für eine Lizenz bezahlen würdest.

OpenWashing ist ein weiteres Problem: Viele Anbieter bieten nicht echte OpenSource-Software mit allen Rechten, sondern nur OpenCore für die Basis-Version und die von Dir benötigten Programmteile sind dann oft ganz normal proprietär lizenziert. Oder es wird der Code zwar veröffentlicht als SourceAvalailable, ohne dass andere Entwicklerinnen und Entwickler damit was anfangen können, weil keine echte OpenSource-Lizenz gewählt wurde.

Also Augen auf bei der Software-Nutzung!

Übrigens: Alles was ich hier in Sachen Recht aufschreibe, stellt keine Rechtsberatung im Sinne des Rechtsdienstleistungsgesetzes dar. Die Inhalte sind aber nach bestem Wissen erstellt