Wer als Gründerin oder Gründer eine Anteilsmehrheit hat und in die Geschäftsführung gehen will, kann sich von seinem Unternehmen sozialversicherungsfrei anstellen lassen. Man gilt dann nicht als Arbeitnehmer/in und hat einige Vorteile bei der finanzielle Lebensplanung. Es gibt aber auch Nachteile und ein hohes Risiko, das man nicht ausser acht lassen darf.
Mit Sozialversicherung: „Geld, so lange Du lebst.“
Deine Firma und Du führen einen Anteil Deines Gehalt ab, wenn Du sozialversichert angestellt bist. Es ist richtig, dass dies zuzüglich der Steuern ein hoher Anteil ist, so dass am Ende von einem Euro eingesetztes Geld für Dein Gehalt weit weniger als 50 Cent Netto auf Deinem Konto übrig bleiben.
Dein Vorteil dabei ist, dass die Kosten der Sozialversicherung mit der Gehaltshöhe skalieren. Wenn Du Dir also zu Beginn wenig auszahlst, sind die Abzüge kleiner und Du sorgst von Beginn an für Deine Versorgung im Alter. Es gibt viele, die es mit der Selbständigkeit versuchen und prekär leben – um danach diesen Pfad zu verlassen und in normale Anstellung zu gehen. Im Alter fehlen Dir dann wichtige Rentenpunkte, wenn Du nicht privat vorgesorgt hast.
Der wichtigste Vorteil kommt also erst erst im Alter: Du bekommst Geld, solange Du lebst.
Ohne Sozialversicherung: „Leben, so lange Du Geld hast.“
In diesem Fall wird Dein Gehalt vor der Auszahlung vorweg besteuert nach Steuerklasse – und das war es dann. Du musst für Kranken- und Pflegeversicherung selber sorgen. Gegen Arbeitslosigkeit versichert Dich niemand und Deine Altersversorgung muss später aus Deinen Ersparnissen bestritten werden.
Du tust also gut daran, Erfolg im Beruf zu haben, denn wenn Du mit Glück sehr alt wirst und vielleicht 30 Jahre oder mehr von Deinen Ersparnissen leben willst, kostet das viel Geld – ganz egal, wie gut Du es vielleicht angelegt hast.
Prüfe, welchen Lebensstandard Du in diesen 30 Jahren haben willst: 10 Jahre Party – 10 Jahre gut leben – 10 Jahre angemessen betreut? Rechne Dir aus, ob Du zum Schluss auch 10 Jahre Pflegestufe im Altersheim bezahlen kannst und lege genug Geld beiseite.
Punktlandung wäre es, arm zu sterben und vorher alles auszugeben: Du kannst leben, solange Du Geld hast.
Die DRV kriegt sie (fast) alle.
In den letzten 30 Jahren wurden die Regeln der Sozialversicherung durch den Gesetzgeber im Sinne der DRV (Deutsche Rentenversicherung) immer weiter verschärft. Sich von der Sozialversicherungspflicht befreien zu lassen, wurde immer schwerer. Konnten wir bei der SerNet zu Beginn noch alle Gesellschafter durch Sperrminoritäten in der Satzung und Ausgestaltung von Arbeitsverträgen auf „selbständig“ stellen und von der Sozialversicherungspflicht befreien, wäre das heute nicht mehr möglich. Wer nicht die absolute Mehrheit der Anteile hat (beherrschende Gesellschafterin) kann nicht sozialversicherungsfrei angestellt werden.
Viele Selbständige in Deutschland bekommen ihre Rente nicht zusammen und müssen bis ins hohe Alter arbeiten und leiden an Altersarmut, weil sie sich für den eigenen Betrieb aufgeopfert haben, ohne die gesamte Kostenrechnung gemacht zu haben. Wer also nach 5 Jahren im Startup nicht auf den grünen Zweig kommt für die Selbstversorgung mit Gehalt und Rücklagen, sollte sich überlegen, ob dies der richtige Weg ist.