Freie Software

Freie Software beschreibt die Idee, dass der Quellcode eines Programms ohne Einschränkungen für alle frei verfügbar, veränderbar und von allen weiter gegeben werden kann, die das Programm in seiner ausführbaren Version erhalten haben. Mit dem Programm erhalte man also alle Rechte am Quellcode – nur die im Quellcode enthaltenen bisherigen Autorinnen und Autoren darf man nicht löschen – das Urheberrecht schützt freie Software.

Die weitestgehende Regel, sowohl das Copyright als auch die Weitergabe zu schützen, wurden 1989 in der General Public License (GPL) erstmals aufgeschrieben. Sie sind seitdem vielfach überarbeitet worden und verzweigen sich in eine Vielzahl von alternativen freien Lizenzen. Die OSI hat eine Übersicht. Seit ca. 1998 hat sich für Freie Software auch der Begriff OpenSource-Software verbreitet, vor allen im kommerziellem Bereich.

Frei im Sinne von Freie Rede und nicht im Sinne von Freibier.

Es geht bei Software nicht darum, etwas für umsonst zu bekommen. Niemand wird gezwungen, seine Software zu verschenken, sondern kann die Lizenz für selbst geschriebene Software selber wählen. Nur wer auf freie Software aufbauen oder diese in eigene Produkte integrieren will, um Zeit und Geld zu sparen oder auf einfachem Wege wichtige Standards zu erfüllen, muss die Lizenzen der integrierten Software beachten.

Die GPL zum Beispiel verlangt, dass alle Nutzerinnen und Nutzer eines ausführbaren Programmes mit GPL-lizenzierten Bestandteilen diese Software auch im Quellcode anfragen dürfen und ein Recht auf Herausgabe haben. Sie verlangt nicht eine weltweite Veröffentlichung. Wenn ich also ein Programm unter GPL-Lizenz für einen Kunden schreibe, hat nur dieser Kunde das eine Recht auf den Quellcode – aber sonst niemand.

Freie Lizenzwahl

Mit der Freiheit der Lizenzwahl kommt aber auch die Pflicht. Für Autorinnen und Autoren von Freier Software gibt es dazu eine Vielzahl von Randbedingungen zu berücksichtigen. Man ist gut beraten, eine von der Open-Source-Initiative (OSI) gelistete OpenSource-Lizenz zu wählen. Von diesen gibt es eine große Auswahl für alle denkbaren Zwecke. Sich selber eine neue Lizenz auszudenken, macht nicht nur dem eigenen Entwicklungs-Team viel Arbeit, sondern auch den Nutzenden, die oftmals extra Aufwand damit haben, eine Lizenz zu prüfen und deren Einhaltung zum Beispiel im kommerziellen Bereich auch zu garantieren.

Warum Open Source auch für’s Geschäft?

Warum man auch als Herstellerin für kommerzielle Software eine Open-Source-Lizenz wählen könnte, hat ebenfalls viele Gründe – sowohl ideeller als auch kommerzieller Natur:

  • Man steht auf Schultern von Riesen und kann auf viele Vorarbeiten zurück greifen. Kaum eine neue Software entsteht ohne Historie oder Bezüge zu anderen Themen im freien Raum.
  • Die Geschwindigkeit der Entwicklung wird maßgeblich beschleunigt und damit auch die time to market, wenn man nicht alles alleine from scratch entwickeln muss.
  • Die Einhaltung von (offenen) Standards wird deutlich verbessert, wenn viele Programme die gleichen Schnittstellen anbieten bzw. nutzen. Die Interoperabilität von Software wird dadurch verbessert – bis heute zum Beispiel ein großes Problem bei vielen parallel genutzten Anwendungen in der Öffentlichen Hand.

Umgekehrt gibt es auch für Nutzende von kommerzieller Software gute Gründe, Open-Source-Lizenzen bei den eigenen Lieferanten einzufordern:

  • Freie Software kann nicht abgekündigt werden. Geht mein Lieferant in die Insolvenz, muss ich mir nicht vom Insolvenzverwalter viel Geld für den weiteren Bezug abpressen lassen, sondern kann den Quellcode nehmen und (zusammen mit anderen Kunden der Lieferantin) die Pflege und Weiter-Entwicklung finanzieren.
  • Die Weiterentwicklung der Programme muss nicht notwendigerweise der ursprüngliche Anbieter machen. Man wird in der Regel mit diesem arbeiten, weil seine Geschwindigkeit und Fachkenntnis auch einen Mehrpreis rechtfertigen kann – aber ab bestimmter Grenzen gibt es zumindest die Möglichkeit, den Kreis der Anbietenden zu öffnen.
  • Die mit OpenSource-Software oft einher gehende Berücksichtigung offener und freier Standards verbessert die Interoperabilität von Programmen. Lieferanten können einfacher auf diese Standards verpflichtet werden.

Die Nutzung von freier und offener Software stärkt damit sowohl Anbietende als auch Nutzende von Computer-Programmen – dieses nicht nur auf betriebswirtschaftlicher Ebene, sondern auch für eine Volkswirtschaft, wie die öffentlichen Diskussionen über Digitale Souveränität immer wieder unter Beweis stellen.